Hut ab! Oder sollte man als Speedskater sagen: Helm ab? Oder besser doch nicht.
Weil ein Speedskater ohne Helm kein Speedskater, sondern nur ein Dummkopf ist.
Also lassen wir den Helm auf und verneigen uns nur höflich und
ehrerbietend vor jenen, denen die Neuerungen zum Berliner
Marathon-Jubiläum 2003 eingefallen sind. Beide Veränderungen sind
echt geil: Sowohl die Trennung von Skater- und Läufer-Marathon als auch
die neue Streckenführung. Die Stadt Berlin, immerhin die deutsche
Hauptstadt, hat in den letzten Monaten kaum positive Signale aus kommunaler
Politik, Wirtschaft und Verwaltung verbreitet. Endlich strahlt etwas Positives
aus, was weltweit empfangen wird. Schließlich waren zuletzt Teilnehmer
aus 90 Nationen am Start des 29. real,- BERLIN-MARATHON registriert worden.
Wenn das Fernsehen weltweit Bilder verbreitet, wie die Sieger durch das
Brandenburger Tor kommen und dann die letzten 300 Meter spurten, dann ist der
real,- BERLIN-MARATHON endgültig in der Weltelite vergleichbarer
Veranstaltungen angekommen. Schließlich gibt es kaum eine
Ausdauerveranstaltung mit einer Zielkulisse wie dem Brandenburger Tor, das
Symbol für Frieden und Freiheit ist.
Mitte 2002 hatte der Deutsche Sportbund die Losung ausgegeben: "Sport
tut Deutschland gut". Auch Berlin..........
Großartig ist auch, dass der einstige Marathon-Sonntag nun ein
Marathon-Wochenende wird. Darüber sollten sich bereits alle freuen, die
zuletzt immer wieder über Berlins kränkelnde Wirtschaft geklagt
haben. Man wird sehen: Viele, vor allem die Skater, werden das
Marathon-Wochenende nutzen, um Berlins Hotelerie und Gastronomie auf Herz und
Nieren zu testen. Die Skater, wenn sie dann am Samstagabend abfeiern, werden
auch nach ihrem Marathon noch etwas ins Rollen bringen - und sei es den
EURO.
Die Trennung von Skater- und Läufer-Marathon könnte der Beginn
einer wunderbaren Freundschaft werden. Noch nach dem 29. real,- BERLIN-MARATHON
2002 waren von eingefleischten Laufpäpsten Anmerkungen zum Skater-Marathon
zu hören, die nicht gerade von Respekt zeugten, so wie ihn sich Sportler
verschiedener Disziplinen untereinander zollen sollten. Sicherlich beruhte
manche Äußerung auf Mißverständnissen. Welcher
Marathon-Fußgänger hat schon mal die Gelegenheit gehabt, den Kampf
der Marathon-Roller um eine Zehntelsekunde, in der ein Skater fast einen Meter
zurücklegt, zu verfolgen? Wenn einst auf dem Kurfürstendamm
Geschwindigkeiten im Endspurt erzielt wurden, mit denen die erlaubte
innerörtliche Höchstgeschwindigkeitsgrenze klar überschritten
wurde, dann wälzte sich das Gros der Läufer am S-Bahnhof Tiergarten
erst noch auf die Startlinie zu.
Am Samstag, dem 27. September, haben die Läufer erstmals die
Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, dass Rollen unter den
Füßen kein selbstbetrügerisches Mittel zur Pflege der
sportlichen Faulheit sind. Und dann wird man feststellen: Skaten ist ein
anderer Sport mit viel höherer Pulsfrequenz, mit viel größeren
Anforderungen an die Konzentrationsfähigkeit, mit rasender Akrobatik und
großem Kampf. Halt eben ganz anderes als Laufen.
Und am Sonntag, dem 28. September, werden sicherlich ganz viele Skater aus
größter Sympathie und Wertschätzung heraus die Chance
wahrnehmen, total relaxed sich den Läufer-Marathon anzuschauen - sei es
vor dem Reichstag, Unter den Linden, auf der Schloßstraße oder am
Wilden Eber. Auf Inline Skates sieht man mehr: Hier die Renntaktik, dort den
Kampf gegen den inneren Schweinehund.
Schließlich werden alle feststellen: Ehre, wem Ehre gebührt!
Hanspeter Detmer
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